Von:
Der Fachkräftemangel in Deutschland ist allgegenwärtig und die Fahrradbranche ist dabei keine Ausnahme. Auch die Kommunen leiden darunter, insbesondere in Bereichen wie z.B. Planung, Radverkehrsingenieurwesen und Mobilitätsmanagement. Dabei haben kommunale Arbeitgeber*innen einiges zu bieten. Oft mangelt es aber an der richtigen Ansprache und am Wissen darüber, wie man an die besten Fachkräfte kommt.
Genug Themen also, um dazu ein Webinar zu organisieren. VeloLAB und das Deutsche Institut für Urbanistik gGmbH (Difu) luden dafür zwei Expertinnen aus der Praxis ein: Antje Quitta, Radverkehrsbeauftragte beim Regionalverband FrankfurtRheinMain, und Salome Haar, Teamleitung Recruiting und Ausbildung bei der Stadt Herrenberg.
"Gute Kommunikation ist das A und O – von Anfang an!" so Salome Haar. Das fängt schon bei der Stellenausschreibung an: Besser kurz und knackig als lang und schwerverständlich. Schon hier hat jede Kommune viel Gestaltungsspielraum, um sich gut zu präsentierten und die Bewerber*innen aktiv und motivierend anzusprechen. Der Text ist wie ein Aushängeschild und zeigt die Stimmung in der Kommune.
Stellenanzeige ist ihr Gesicht nach außen!
Tipp: Die Ausschreibung sollte so formuliert sein, dass sie wirklich Lust auf die Stelle macht. Außerdem sollte man genau beschreiben, was den Arbeitgeber ausmacht und was er anbietet.
Dafür ist es wichtig, dass die Personal- und Fachabteilungen miteinander ins Gespräch gehen, um genau zu klären, was in der Stellenanforderung stehen und wie der Arbeitsalltag in der Fachabteilung am besten beschrieben werden kann.
Praktikanten sind zukünftige potentielle Bewerber*innen
Doch eine motivierende Sprache ist nur ein Baustein von vielen: Um noch mehr Fachkräfte anzusprechen, müssen herkömmlichen Recruiting-Methoden hinterfragt werden und Personalabteilungen sollten mutig sein, neue Wege zu gehen.Dazu gehört z.B. auch Bewerber*innen frühzeitig ansprechen. Praktikant*innen und Hochschulabsolvent*innen können gleichzeitig Multiplikatoren und potentielle neue Kolleg*innen sein. Schulen und Universitäten, vor allem die Radverkehrsprofessuren, sind daher vielversprechende Kooperationspartner*innen.
Der Rahmen muss stimmen
Sind die Fachkräfte gefunden, sollen sie auch möglichst lange bleiben. Doch wie klappt das am besten? "Das Halten fängt schon an, indem man die Stelle schafft. Der Rahmen muss stimmen" sagt Antje Quitta dazu. Die Radverkehrsbeauftragte beim Regionalverband FrankfurtRheinMain, betont besonders, dass das zukünftige Aufgabenfeld realistisch eingeschätzt werden muss, um die neue Kolleg*in nicht von vornherein mit zu vielen Aufgaben zu überfordern. Gerade z.B. Radverkehrsbeauftragte sitzen oftmals an Stabstellen, die losgelöst von anderen Abteilungen riesige Aufgaben lösen sollen - hier ist Frust vorprogrammiert.
Daher der Tipp: Mehr Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen anstatt losgelöster Stabstellen. Ein gut strukturiertes Onboarding und die Möglichkeit, reinzuwachsen können viel bewirken.
Wir freuen uns über jeden, der uns eine Zeitlang begleitet!
Und trotzdem - der Arbeitsmarkt leidet unter starker Fluktuation der Mitarbeitenden. Salome Harr plädiert zu Gelassenheit: "Eine gewisse Fluktuation kann man nicht aufhalten, das ist der Zeitgeist. Der erste Schritt ist, die Akzeptanz und die Haltung: wir freuen uns über jeden, der uns eine Zeitlang begleitet!“. Wichtig ist dann vor allem, den Wissenstransfer gut zu organisieren. Noch wird an der Wissensdokumentation insgesamt zu wenig gearbeitet. Die Stadt Herrenberg hat daher Prozesse entworfen, die den Fachabteilungen ermöglichen, das Wissen zu dokumentieren und Übergange sanfter zu gestalten. Sechs bis acht Stunden pro Person sind aktuell dafür eingeplant.
Das Webinar gab spannende und sehr praxisnahe Einblicke in die Welt der Personaler und das Thema Fachkräftegewinnung. Deutlich wurde, dass den Kommunen eine ganze Bandbreite an Werkzeugen zur Ansprache, Gewinnung und Halten von Fachkräften zur Verfügung steht. Oft sind diese nicht bekannt genug oder werden nicht voll ausgeschöpft. Mit den Tipps aus dem Webinar können die Kommune sich besser gerüstet auf den Weg machen.
Kommunen, die das Thema weiterverfolgen wollen, sind herzlich zur VELOBerlin eingeladen. Dort findet am 14.04.2024 von 13:00 bis 16:00 Uhr das innovative Veranstaltungsformat „VELOJobs Matchmaking“ statt. Dort bringt VeloLAB Jobsuchende und Arbeitgeber*innen aus dem Fahrradsektor zusammen. Anmeldung und mehr Infos finden Sie hier.
Bei Interesse am Thema Fachkräfte:
Isabell Eberlein
Projektleiterin des VeloLAB
Geschäftsführerin Velokonzept GmbH
Tel. +49 (0) 30 311 65 14 18
Über VeloLAB:
Das VeloLAB ist eine digitale und analoge Innovationsplattform, gefördert im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV).
Das VeloLAB schafft Synergien, Innovationen für unterschiedliche Akteure aus der Branche, den Kommunen und der Wissenschaft. Das VeloLAB findet Lösungswege für übergeordnete Probleme, die zu groß sind für eine Firma oder eine Stadt. Gemeinsam beschleunigen wir die Innovation im Radverkehr, sowohl auf Produkt- und Dienstleistungsebene als auch im Bereich der Infrastruktur.
Mit dem Projekt „Personal im Fahrradsektor“ wurden von 2021- 2024 bestehende Personalgewinnungsinitiativen gebündelt, initiiert und ein akteursübergreifender Austausch und Zusammenarbeit unterstützt.
Über difu:
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist das größte Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum. Es berät die Kommunen bei allen Aufgaben, die sie heute und in Zukunft zu bewältigen haben. Unabhängig, sachlich und fundiert.