Dezember 6, 2023
Change-Management in der Verwaltung: Innovative Radverkehrsplanung

Von:

Jana

Radverkehrsplaner*innen haben keinen leichten Job. Schwankende Vorgaben aus der Politik, Gegenwind zum Radverkehrsausbau aus den Medien, fehlende Unterstützung in der eigenen Kommune und ein breit gefasstes Stellenprofil mit vielen unterschiedlichen Aufgaben.

Diese und weitere Hürden rund um den Job der Radverkehrsplanung wurden im Rahmen eines VeloLAB-Workshops beim Cycling Research Board am 27. Oktober 2023 in Wuppertal identifiziert. Ziel des Workshops war es, ein „Stakeholdermapping“ zu entwerfen, also alle relevanten Akteure zu benennen, die die Radverkehrsplanung beeinflussen und welche Art von Einfluss diese Stakeholder ausüben oder ausüben können. Daraus ergaben sich schon einige Handlungsempfehlungen. Die Gruppe des Workshops bestand aus Wissenschaftler*innen im Bereich Radverkehr.

 

Die Stakeholder lassen sich in verschiedene Gruppe aufteilen:

In der Abbildung oben links dargestellt befinden sich Akteuere aus der Industrie, die Interesse an der Radverkehrsplanung haben. Das sind zum Beispiel die Fahrradhändler*innen und die Fahrradindustrie, aber auch die Automobilwirtschaft oder Krankenversicherungen.

Darunter in der Abbildung sind die verschiedenen Stakeholder aus dem Bereich der Medien: Zeitungen, Radio- und Fernsehsender, Soziale Medien, aber auch Werbung.

Rechts daneben befinden sich die Auftragnehmer der Stadt oder der Kommune, die Planer*innen in ihrer Arbeit unterstützen wie Bauunternehmen, externe Planungsbüros oder Berater*innen.

Oben sieht man zwei Mal "Voters" also Wahlberechtigte. Diese gibt es auf europäischer, deutschlandweiter und lokaler Ebene. Sie wählen Parteien und Politiker*innen, die eine politische Agenda in Bezug auf (Rad-)Verkehr haben und dementsprechend politische Maßnahmen einführen und somit Einfluss auf die Radverkehrsplanung ausüben.

Auf der rechten Seite abgebildet sind Universitäten und Hochschulen, die Radverkehrsplaner*innen ausbilden. Links darunter befinden sich die lokale Bevölkerung, die Gemeinde mit bestimmten Fokusgruppen wie Schulen und Familien, die ein spezielles Interesse insbesondere an sicherer Radinfrastruktur haben.

Im unteren Zentrum sind die Radverkehrsplaner*innen und ihr enges Umfeld eingeordnet. Die Kommunalverwaltungen mit den zuständigen Stellen für Stadt- und Verkehrsplanung sowie die Personalabteilung ("HR") und die Kommunikationsabteilung.

 

Im Laufe des Mappings haben sich einige Schwachstellen in der Karte der Stakeholder ergeben. Ein großer Punkt war die Relevanz der Kommunikationsabteilung in der Kommune und in der Universität/Hochschule.

Verkehrspolitische Maßnahmen werden zum Teil stark politisiert. Dies kann hinderlich für die Akzeptanz in der Bevölkerung sein. Die Kommunikationsabteilung der Kommunen sollten dem entgegenwirken. Auch Hochschulen, Universitäten und Medien können hier durch (Wissenschafts-)Kommunikation entgegenwirken.

Eine zweite Schwachstelle wurde innerhalb der Kommune identifiziert. Das Jobprofil der Radverkehrsplanung ist sehr umfangreich und zum Teil gibt es keine gute Einarbeitung und auch wenig Wissen innerhalb der Kommune zum Thema Radverkehrsplanung. Ein Radverkehrsplaner*innen-Austauschprogramm war eine Idee, um den Job leichter zu machen. In Bezug auf das Jobprofil haben sich im bereits in der VeloLAB Session beim Future Mobility Summit vom Tagesspiegel weitere Empfehlungen ergeben.

Ein letzter Punkt betraf die (lokale) Industrie, die auf der im Workshop entstandenen Karte als "wild west" also wilder Westen markiert ist. Das hat zwei Gründe: Einerseits ist die Industrie in ihrem medialen und ökonomischen Einfluss auf Verkehrsplanung kaum reguliert. Andererseits ist die (lokale) Industrie ein breites Feld mit verschiedenen Interessen, die nicht klar zu deuten sind. Trotzdem besteht Potential, die lokale Industrie in die Radverkehrsförderung mit einzubeziehen und von ihrem medialen und finanziellen Einfluss zu profitieren. Ein Teilnehmer des Workshops merkte zum Beispiel an, dass sogar die Automobilindustrie unter Umständen ein Interesse an einem besseren Radverkehrsnetz haben könnte, das heißt, alle Stakeholder sollten als potentielle Befürworter*innen betrachtet und einbezogen werden.

 

Fazit des Workshops war, dass Kommunen ihre Kommunikationsabteilungen stärken sollten, das Jobprofil der Radverkehrsplanung geschärft wird und eine gute Einarbeitung zum Beispiel durch Austauschprogramme gewährleistet wird. Außerdem können weitere Stakeholder wie die lokale Industrie als Unterstützer*innen in Betracht gezogen werden.

Der Workshop fand im Rahmen des Cycling Research Boards statt und wurde vom VeloLAB konzipiert. Das Cycling Research Board ist eine internationale Konferenz mit wissenschaftlichem Fokus, die ihre Ursprünge in den Niederlanden hat und nun vom Urban Cycling Institute in verschiedenen Städten gemeinsam mit der lokalen Universität organisiert wird. Dieses Jahr hat das Cycling Research Board zum ersten Mal in Deutschland stattgefunden. Die Bergische Universität Wuppertal, die mit einer Stiftungsprofessur für Radverkehr ausgestattet ist, war Co-Organisatorin und Gastgeberin der Konferenz.

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